Der Mamablog auf Tagi.ch ist kein eigentlicher Blog – vielmehr ein Phänomen. Unter beinahe jedem Post wird über mehrere hundert Kommentare hinweg diskutiert, gekämpft, gebesserwissert. Die Redaktion, namentlich Michèle Binswanger und Jeanette Kuster, liefert die Inputs oder schaltet Gastbeiträge («Carte Blanche») frei. Und dann gibt es die Kategorie «Papablog». Dort räumen Binswanger & Co männlichen Artegenossen regelmässig Platz ein, um ihre Sicht des Elternseins und Meinung zur Gender-Debatte beizutragen. Das ist bezeichnend: Männer haben nur dort etwas zu sagen, wo es eigentlich um Frauen geht. «Hallo, wir sind auch noch da, und wir sind auch nicht mit allem zufrieden.» Aber es sind nicht die wahren Männer, die sich dort zu Wort melden. Der wahre Mann schweigt und hört zu. Er macht somit das, was von den Frauen verlangt und geschätzt wird, spricht höchstens in intimer Männerrunde darüber.
Die sogenannte «gesetzliche Diskriminierung» ist für den Mann kein Grund, auf die Strasse zu gehen. Ein Kommentar im Mama-Blog ist da schon das höchste der Gefühle. Trotzdem zieht er daraus seine Konsequenzen. Er sichert sich ab, trifft Vorkehrungen, um die Diskriminierungen zu umgehen. Er überlegt es sich zweimal, der Liebe seines Lebens einen Antrag zu stellen, schiebt das Kinder-Kriegen hinaus. Bei einer Scheidung wäre er benachteiligt, und auch bei den Kindern hat er kaum etwas zu melden. So sagen es zumindest die Kollegen beim Feierabend-Bier. Ob die Benachteiligung tatsächlich existiert, spielt für ihn keine Rolle. Glücklicherweise steht der Mann mit seinen Problemen nicht allein da. Immer wieder setzt sich der Mama-Blog für die Emanzipation des Mannes ein.
Dass dann gerade diese Männer, welche die von den Frauen propagierten Bindungsängste aufweisen, kritisiert und als Unholde dargestellt werden, ist bezeichnend. Und was macht der Mann? Er ignoriert, lächelt, gibt sich als Macho, der er eigentlich nicht ist. Mag sein, dass er das neue schwache Geschlecht ist, doch er konzentriert sich auf sein Leben. Während die Frau zu sehr damit beschäftigt ist, Frau zu sein. Sie lässt sich leicht bekleidet für die Seite 1 vom Blick ablichten und die Kollegin heuchelt gegen die Sexualisierung der Gesellschaft. Mal lässt sie sich ganz selbstverständlich zu Drinks einladen, mal spricht sie von Lohnungleichheit. Der Mann versteht nicht, und er versucht es gar nicht erst.
Indem diese Zeilen existieren, widersprechen sie sich natürlich selbst. Tja.