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Channel: Bedeutungslos.ch » Es nennt sich Journalismus
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Ungewohnte Journi-Freiheiten

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Ich erledige nebenbei immer mal wieder journalistische Aufträge und bin mir daher so einiges gewohnt. Alle wollen mitreden und mitbestimmen, was schlussendlich im Blatt steht – am meisten diejenigen, die keine Ahnung von der Materie haben. So landet ein Artikel manchmal bis zu einem Dutzend Mal in irgendeiner zensurierten überarbeiteten Form in meinem Postfach, bis alle zufrieden sind. Es geht aber auch anders! Letztens durfte ich folgenden Dialog führen, am Ende eines Gesprächs über ein Projekt:


«Ich hätte dann gerne noch ein paar Zitate von Ihrem Chef. Wie kann ich ihn am besten erreichen?»


«Ach wissen sie, am besten stellen Sie einfach mal was zusammen und schicken es anschliessend mir.»


«Wie jetzt? Ich habe ihn noch nicht getroffen.»


«Sie haben ja mit mir gesprochen, er würde das ähnlich formulieren.»


«Und wenn er nicht einverstanden ist mit dem, was ich ihm in den Mund lege?»


(genervt) «Deshalb schicken Sie ja den Text anschliessend mir. Ich werde ihn überarbeiten und anschliessend meinem Chef vorlegen, er wird das dann wohl gutheissen und hat nur wenige Sekunden Aufwand.»


(unsicher) «Und ich darf das unter seinem Namen veröffentlichen?»


«’türlich.»


Leider leider darf ich nicht sagen, für welche Zeitschrift, für welche Organisation und mit wem ich dieses Interview (nicht) geführt habe. Würde die Story entscheidend aufwerten, mir aber gleichzeitig vermutlich Feuer unter dem A**** machen. Die Antwort ist übrigens noch ausstehend. Nimmt mich ja Wunder, in welcher Form mein Interview mit mir selber schlussendlich erscheint.



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