«Arrogant. Und das zu Recht.» Unter diesem Slogan hat Reda El Arbi, Allesausprobierer und bekennender Narzisst, im letzten Jahr das Satiremagazin HauptStadt lanciert. Der Inhalt: pompöse Züri-Lobhudelei und gekonntes Scheiss-auf-den-Rest-der-Welt-Bashing. Klingt abgedroschen, war aber ganz gut. Zumindest sechs Ausgaben lang. Dann ist das Geld ausgegangen. Bereits die 6. Ausgabe hat sich verzögert. Per Mail hat El Arbi die Leserschaft informiert:
«grund dafür ist eine neustrukturierung und refinanzierung des verlags. kurz, ich organisiere mehr geld, weil sich mein privatvermögen mit dem herausgeben des magazins, das noch immer mehr geld verschlingt als einbringt, in luft aufgelöst hat. naja, ich hab schon geld für dümmeres zu fenster hinausgeworfen. das magazin hat innert kürzester zeit mehr abonnenten generiert, als jedes andere schweizer monatsmagazin in den letzten zehn jahren. leider fürchten sich aber die anzeigenkunden noch, in einem satirischen umfeld zu inserieren. aber auch das werden wir wohl noch lösen.»
Was nichts Gutes versprach, sollte sich bereits kurze Zeit später als Anfang vom Ende herausstellen. Trotzdem, ein kleiner Hoffnungsschimmer blieb, als El Arbi einen guten Monat später die Restrukturierungsmassnahmen verkündete:
«Wir mussten den verlag etwas umgestalten, da wir mit dem Heft und den Abos alleine einfach zuwenig Kohle machten. Jetzt gibts den Verein “Hauptstadt”, wo sich alle unsere Fans sammeln und uns unterstützen, damits uns noch lange gibt.»
Die abenteuerliche Strategie ist nicht aufgegangen. Nach der 6. Ausgabe ist kein weiteres Heft mehr erschienen. Nur dank dem leeren Briefkasten haben die Abonnenten erfahren, dass es offenbar nicht weitergeht. Der letzte Eintrag auf der Facebook-Seite stammt vom 18. Mai: «los, ab an den kiosk und das neue heft kaufen! das ist ein befehl!» Um keine Unwahrheiten zu verbreiten, würde ich gerne nachschauen, was ich für das Jahresabo bezahlt habe. Nur geht das leider nicht, weil die URL (hauptstadt-magazin.ch) tot ist. Sicher weiss ich: Es waren weniger als 100 Stutz. Aber es geht auch gar nicht ums Geld, das ich nicht wieder sehen werde. Viel mehr bedaure ich, dass ein Projekt, das mit soviel Herzblut lanciert wurde und einen echten Mehrwert für die Schweizer Presselandschaft geschaffen hat, bereits wieder verschwunden ist.
Dennoch: Etwas mehr Eier hätte ich mir von Chefredaktor Reda El Arbi schon erhofft. Wer sein Baby so aggressiv gebärt, darf es nicht im Stillen verrecken lassen. Zumal nicht, wenn er neuerdings eine Kommunikationsagentur (SeinSchein) mitführt. Wichtiger als der Schein ist zunächst mal, dass man überhaupt ist.