Diese Woche ist der berühmteste CEO der Welt, Steve Jobs, zurückgetreten. Selbstverständlich war das Echo in den Medien gewaltig. Es wurde auf sein Leben und seine Karriere geblickt, seine grössten Erfolge und Flops aufgelistet, die eindrücklichen Zahlen seiner Apple-Zeit zusammengetragen und viele Fragen gestellt. Was ist Apple ohne Steve Jobs? Wer ist sein Nachfolger, Tim Cook? Wer ist nun der am schlechtesten gekleidete Tech-Chef?
Neben diesen essentiellen Fragen las sich die Medienblase wie ein Nachruf. Man hatte das Gefühl, Steve Jobs sei gestorben. Was nicht der Fall, aber für viele Journalisten anscheinend nur eine Frage der Zeit ist. Seit längerem weiss man, dass Steve Jobs an einer ernsten Krankheit leidet und sein Rücktritt scheint kein gutes Zeichen für seine Gesundheit zu sein. Grund genug für die Paparazzi die Jagd nach einem Bild zu eröffnen, das zeigt, wie schlecht es ihm geht. Ein eben solcher Schnappschuss ist ihnen anscheinend gelungen und es ist grässlich, was ein Teil der schreibenden Garde daraus macht. In den Schweizer Medienlandschaft hat nur der Blick das Bild veröffentlicht. 20 Minuten hat zwar darüber berichtet, aber gezielt auf das Bild verzichtet.
Der Artikel dazu auf Blick.ch ist konzentrierte Doppelmoral auf über 2000 Zeichen. Der Autor tut so, als sässe er neben Jobs Sterbebett, hielte ihm als guter Freund die Hand und redete ihm Mut zu. Dem Genie wird sogar geraten, dass er um sich kämpfen solle, weil es ihn brauche. Diese Boulevardjournalisten sind schon alles Gutmenschen. Nur erfolgt die Huldigung, die auf keine Technik-Metapher verzichtet, unter einer Aufnahme, die die Privatsphäre des Apple-Gründers mit Füssen tritt. Mir ist völlig schleierhaft, wie man auf dieser Grundlage Zeilen wie diese schreiben kann:
«Nun besucht ihn der Tod erneut. Und Jobs hat eine Entscheidung gefällt: Mister Apple lässt sich aus dem Firmenbaum fallen. Er sieht ein: Ein Mensch ist keine Maschine. Keine App kann ihm helfen – nur der Rückzug ins Private.»
Leider gibt es auch keine App gegen gierige Medien, die das Private nicht privat sein lassen.